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Ostritz, Hotel Neißeblick

Ostritz, Hotel Neißeblick

Adresse: Bahnhofstraße 2, Ostritz
Strukturen: NPD, „Freie Kräfte“, „Kampf der Nibelungen“
Nutzung: Konzerte, (Kampfsport)-Veranstaltungen

Das Hotel „Neißeblick“ liegt in Ostritz in direkter Nähe zur polnisch-deutschen Grenze. Das 30.000 qm große, kameraüberwachte Gelände ist seit 1993 im Besitz von Hans-Peter Fischer. Die ehemalige Textilfabrik umfasst neben dem Hotel verschiedene Hallen und Gebäude. Hans-Peter Fischer war in den 1990er Jahren bei den Republikanern aktiv und pflegt gute Kontakte zur NPD. Mittlerweile sitzt Fischer für die Freie Liste Biblis als stellvertretender Vorsitzender in der Bibliser Gemeindevertretung. Diese Partei wurde von Fischer 2001 nach dem Ausschluss bei den Republikanern gegründet und ist politisch auf Augenhöhe mit der AfD zu verorten.

Im Jahr 2012 fand bereits der sächsische Landesparteitag der NPD im Hotel Neißeblick statt. Im Sommer 2017 wurde das 2. „Ostsächsische Sport- und Familienfest“ dort ausgetragen, welches im Jahr zuvor im Niederschlesischen Feriendorf stattfand. Auf dem Gelände von Fischer werden seither die öffentlichen Veranstaltungsformate der Szene ausgetragen, welche vorher am Quitzdorfer See stattfanden. Bundesweit bekannt wurde das Hotel in Ostritz im Jahr 2018, als unter der Leitung von Thorsten Heise das Schild und Schwert-Festival auf dem Gelände ausgetragen wurde. Die NPD meldete die Veranstaltung als Kundgebung an. Das Kampfsport- und Musik-Event wurde von sämtlichen neonazistischen Gruppierungen u.a. aus dem Blood&Honour-Netzwerk beworben. Es spielten Bands mit Blood&Honour-Bezügen, MMA-Kämpfer traten im „Kampf der Nibelungen“ gegeneinander an, Redebeiträge und Vorträge wurden gehalten, Tattoos und neonazistischer Merchandise angeboten. Ca. 1000 Teilnehmende reisten an. 

Auch 2019 war der Ort mit dem „Kampf der Nibelungen“ und dem abgespeckten „Schild&Schwert-Festival“ ein beliebter Treffpunkt und Vernetzungsort der rechten Szene, wenngleich die BesucherInnenzahl nicht mit der des Vorjahres mithalten konnte. Knapp 500 Personen fanden sich zur zweiten Auflage des Neonazifestivals ein. Vielfältige und kontinuierliche antifaschistische Proteste sorgten für Druck bei den Behörden wirksame Auflagen zu erlassen. So wurde unter anderem der Verkauf von Alkohol untersagt. Im Jahr 2020 wurde das Festival aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt.

Im Frühjahr 2021 warb Fischer mit Anzeigen in der Jungen Freiheit, Compact und der Deutschen Stimme um Anteilseigner. Er wolle das Gelände einem „Kameradschaftsverbund“ übergeben und zum »Nationalen Großzentrum Neiße-Tal« (NGN) entwickeln. 28 Euro soll der Quadratmeter kosten, mehr als eine dreiviertel Million Euro könnte Fischer also einnehmen, sollte sein Plan aufgehen. Ein erstes Treffen von potentiellen Anteilseigner:innen war jedoch nur spärlich besucht.