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Runter von der Karte – Rechte Orte in Sachsen

Nazis aller Couleur benötigen Infrastrukturen, um sich zu organisieren und handlungsfähig zu sein. Von zentraler Bedeutung sind dabei Immobilien, die für verschiedene Zwecke möglichst uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Sie sind für interne Treffen zum Aufbau und Erhalt von Organisationsstrukturen genauso wichtig, wie für öffentliche Veranstaltungen, seien es Konzerte, Demonstration oder Aktionen.

In Sachsen können fast sämtliche Strömungen der radikalen Rechten auf Immobilien zurückgreifen, die sie ohne Zugangsbeschränkungen nutzen können. Seien es Büroräume von Parteien, Geschäftsräume der Neuen Rechten, Wohn- und Treffobjekte aus dem Burschenschaftsmilieu, oder Verlags- und Vertriebsimmobilien aus dem klassischen Nazispektrum. Es sind in allen Landkreisen und kreisfreien Städten solche Orte verfügbar, im bundesweiten Vergleich liegt Sachsen bei der Anzahl rechter Objekte auf dem ersten Platz. Die Nutzung der Räume umfasst die komplette Bandbreite von öffentlichen Veranstaltungen wie Konzerten, Vorträgen und Kampfsportevents über die logistische Nutzung als Lagerraum bis hin zur internen Nutzung für teilweise regelmäßige oder/und überregionale Treffen, sowie alltägliche Arbeit in rechten Strukturen. Veröffentlicht werden von uns Immobilien, zu denen Nazis jederzeit Zugangsmöglichkeiten haben, weil sie selbst im Besitz dieser sind. Dabei können die Besitzer:innen sowohl Strukturen sein, als auch Einzelpersonen, die ihre Objekte den Nazis wissentlich und wiederholt zur Verfügung stellen und somit selbst zur radikalen Rechten gezählt werden müssen.

In ihren Räumen organisieren Nazis einen größeren Teil ihrer Sicht- und Ansprechbarkeit. Jugendliche, die sich mit rechten Positionen identifizieren, können dort Kontakte knüpfen, ihre Ideologie festigen und Teil rechter Gruppierungen werden. Auch sind ihre Räumlichkeiten die Grundvoraussetzung für einen Großteil ihrer Geschäfte, wie der Verkauf von Merchandise, oder die Produktion von z.B. Filmmaterial. Auch Immobilien selbst spülen, so sie im Besitz sind, als Wertanlage und durch Vermietung Geld in rechte Kassen. Der Erhalt ihrer räumlichen Infrastruktur ist eng mit dem Fortbestehen rechter Strukturen verwoben. Solange Rückzugsräume bestehen bleiben, können sich Nazis auch stets wieder neu organisieren und in die Offensive gelangen. Nicht zuletzt dienen diese Orte auch als Ausgangspunkt für gewalttätige Übergriffe auf Menschen, die nicht ins rechte Weltbild passen. All dies sind Gründe, die eine intensive Beschäftigung mit Nazi-Immobilien zur antifaschistischen Notwendigkeit machen. Die hier behandelten Objekte, entziehen sich auf Grund der jeweiligen Besitzverhältnisse einem Teil von antifaschistischen Interventionsmöglichkeiten. Während manches Lokal, nach öffentlicher Thematisierung einer bekannt gewordenen Einmietung wieder abspringt, können Veranstaltungen in ihren eigenen Räumlichkeiten auf diesem Weg nicht verhindert werden. Hier braucht es vielmehr andere und langfristiger wirkende Konzepte. Für diese braucht es eine konkrete Benennung der Orte und die Hintergründe ihrer Nutzung, was wir mit diesem Projekt tun werden.

Wir sind ein loser Zusammenhang von Antifaschist:innen aus unterschiedlichen Regionen Sachsens, die sich für dieses Projekt zusammengefunden haben. Wir werden diesen Blog eine Weile lang updaten und weitere Immobilien veröffentlichen. Dabei freuen wir uns über jede Zuarbeit aus allen Ecken Sachsens! Schickt uns gern eure Infos, wenn ihr Beobachtungen zu von Nazis genutzten Räumen gemacht habt. Es gibt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, nicht jede Gartenlaube oder Garage, in der sich Nazis treffen wird Antifaschist:innen bekannt werden. Jedoch ist jedes Objekt, dass veröffentlicht und somit aus der Deckung geholt werden kann, eines, in dem sich Nazis nicht weiter ungestört treffen und organisieren können und somit ein Angriff auf ihre Strukturen. Nazis können so in die Defensive getrieben werden, was ihrem Potential eigene Aktivitäten zu entfalten schadet.

Nazis ihre Räume streitig zu machen, gehört zu den Kernthemen antifaschistischer Arbeit. Diese Website soll ein Baustein dafür sein.

weiterführende links mit Infos auch zu Objekten die hier (noch) nicht aufgeführt sind:

  • „Sachsen rechts unten 2021“ – Veröffentlichung des Kulturbüro Sachsen e.V.
  • „Drucksache 7/4989“ – Antwort auf eine Anfrage im sächsischen Landtag der LINKE-Abgeordneten Kerstin Köditz zu „Treffobjekten der extremen Rechten im Jahr 2020 im Freistaat Sachsen“
  • „Drucksache 19/29012“ – Antwort auf die Kleine Anfrage im deutschen Bundestag der Abgeordneten Martina Renner, Dr. André Hahn, Gökay Akbulut, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE zu „Immobilien der extrem rechten Szene in Deutschland“
  • „Nazi-Immobilien in Sachsen“ – Übersicht des B90/Grüne-Landtagsabgeordneten Valentin Lippmann zu „Neonazi-Immobilien und Versandunternehmen in Sachsen 2018“