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Cunewalde, Baumgarts Immobilie mit Ladengeschäft „Isegrim“

Cunewalde, Baumgarts Immobilie mit Ladengeschäft „Isegrim“

Adresse: Hauptstraße 89, Cunewalde
Strukturen: Kameradschafts- und Rechtsrock-Szene
Nutzung: Ladengeschäft, Konzerte, Veranstaltungen

Im wenige Kilometer von Bautzen entfernten Ort Cunewalde befindet sich das Haus von Markus Baumgart. Als langjähriger regionaler Akteur der NS- und Rechtsrock-Szene pflegt Baumgart beste Verbindungen zum in Deutschland verbotenen Neonazi-Netzwerk „Blood & Honour“ (B&H) wie auch zur rechtsterroristischen Atomwaffen-Divison.

Das Gebäude beherbergt sowohl Privat- als auch Geschäftsräume, sowie das Ladengeschäft des rechten Modelabel „Isegrim“. Rechte Konzerte und Veranstaltungen finden hier ebenfalls regelmäßig statt. Doch auch als Mietobjekt für private Feiern und Zusammenkünfte ist die Immobilie inzwischen etabliert – ungeachtet der Aktivitäten und neonazistischen Ideologie Baumgarts, die sich auch in der Dekoration der Räumlichkeiten, wie beispielsweise einer Hitler-Büste, zeigt.

In der Nacht zum 13. September 2020 zogen randalierende und Parolen rufende Neonazis durch Cunewalde. Die Polizei stellte 21 Personen im Alter von 16 und 21 Jahren fest. Am selben Abend, wenige Stunden zuvor, fand auf einem Sportplatz bei Kleinwelka ein Neonazi-Treffen mit anschließender Party mit ca. 50 Gästen statt, welche durch die Polizei aufgelöst wurde – trotz Corona waren einschlägig bekannte Neonazis aus dem Bundesgebiet angereist. Mit dabei war Markus Baumgart.

Markus Baumgart in „Blood & Honour“ T-Shirt (links). Rechts zusammen mit Christoph Zloch („Chris Ares“)

Seit 2018 betreibt Baumgart sein Modelabel „Isegrim“ und bewirbt es geschickt, um auch neue und jüngere Zielgruppen zu erreichen – Anschlussfähigkeit steht im Vordergrund, Politisierung und Ideologiebildung begleiten zurückhaltend. Der*dem kundigen Beobachter*in fallen jedoch die Models ins Auge, gehören sie doch zum überwiegenden Teil der neonazistischen Kernszene in der Region Bautzen seit Jahren an. Und auch auf den zweiten Blick sind Aufmachung, Bildsprache und Werbetexte dem üblichen Nazijargon angelehnt und bedienen nationalistische Erzählungen – aber übersetzt ins 21. Jahrhundert.

Eine weitere Belebung sollte die Immobilie durch die Eröffnung eines Tattoo-Studios erfahren. Im Zuge der im Frühjahr 2020 angekündigten Ansiedlungspläne des Nazi-Rappers Christoph Aljoscha Zloch alias Chris Ares zusammen mit dem neurechten Musikprojekt „Neuer Deutscher Standard“ (NDS) im Raum Bautzen, gab es diverse teils aufgeblasene Ankündigungen – von Jugendtreff über Kampfsportschule bis Wohnprojekt – von denen am Ende außer dem Umzug von NDS nach Weifa nicht viel blieb. Nach mehreren Anläufen, so in Bischofswerda und Bautzen, sollte zumindest das Tattoostudio in Cunewalde entstehen, doch die Gemeinde erteilte keine Genehmigung. Ende September 2020 verkündete Zloch überraschend seinen vollständigen Rückzug aus Musik und Politik und verschwand wieder von der ostsächsischen Bildfläche.